Zwischenupdate

Nun - nach drei Wochen - ist es fällig, ein kurzes Update. Die folgenden Zeilen könnten der Erwartung nach mit Abenteuer und Action gefüllt sein, dem ist jedoch nicht so. Enttäuschenderweise kann ich Ihnen - verehrter Leser - mitteilen, dass sich der Dschungelalltag, wie im letzten Blogeintrag angekündigt, eingestellt hat.

Dieser besteht aus dem obligatorischen Gang zur Schule, um die Lehrer vor Ort im Englischunterricht zu unterstützen. Gegen ein Uhr (je nach Platzierung der Englischstunden auch später) wird dann der Rückweg im Bus angetreten, der von den Fahrern über die abenteuerliche Straße souverän gen “Cabañas Selvavida“ und letztendlich gen Macas gesteuert wird. Sollte mal kein Bus in der Nähe sein, kann alternativ auf Taxis und private Autos umgestiegen werden, die im übrigen den busgleichen Preis berechnen, manchmal aber auch auf Bezahlung verzichten, wahrscheinlich aufgrund des europäischen Anlitzes den wir (Freiwillige) bieten. Bis zum Anbruch der nächtlichen Dunkelheit (18-19 Uhr) speisen wir gemeinsam, waschen Wäsche im angrenzenden Fluss oder lesen/ hören Musik/ spielen Karten. Allgemein gesagt beschäftigen wir uns mit Dingen, die weder Internet, noch Strom benötigen. Beides ist nicht vorhanden, gewissermaßen schon eine Umstellung zum Leben in Deutschland.

Prioritäten sind dabei aber auch andere: So kann ein Duschgel, welches aufgrund von Unachtsamkeit mit ungekannter Tragik im Fluss davon treibt ein schmerzlicher Verlust sein. Denn schnell für Ersatz zu sorgen ist in der Abwesenheit von Supermärkten ein Ding der Unmöglichkeit. Solche dramatischen Höhepunkte im Dschungelalltag stellen jedoch eher Ausnahmen dar.

Nach dem gemeinsamen Abendessen begeben sich die Bewohner der Cabañas mehr oder weniger schnell zu Bett, da zumindest für unsere europäischen Körper der Schlafbedarf im Dschungel deutlich höher ist, wie wir feststellen mussten.

Dieser ist auch aufgrund der Umstellung von Gewohnheiten (Nahrung, Klima etc.) für Krankheiten anfälliger. So konnte durch Margen-Darm Infekte, Grippen oder andere ungewollte Begleiter von Seiten der Freiwilligen in den vergangenen Wochen kaum körperlich gearbeitet werden. Dies war schade, da diese Arbeit einen essentiellen Teil unserer Freiwilligenarbeit ausmacht. Glücklicherweise weiß sich unsere Gastfamilie mit wortwörtlich natürlichen Mitteln zu helfen. So wird zum Beispiel gegen wunde Stellen im Mund eine Art Chiliextrakt hergerestellt und danach aufgetragen. Was barbarisch oder primitiv klingen mag ist oftmals jedoch höchst hilfreich. Doch bevor ein falscher Eindruck entstehen mag: Bei größeren Beschwerden werden auch von der Dschungelbevölkerung Ärzte/ Krankenhäuser konsultiert, die jedoch mindestens zwei Stunden entfernt sind.

Doch die drei vergangenen Wochen wurden nicht nur an der frischen Luft und im grünen Dickicht verbracht. Wie auch angekündigt, wurde das dem letzten Blogeintrag folgende Wochenende in Puyo verbacht. Mit den Freiwilligen aus Macas, Selina und Lana besuchten Maja und ich eine Affenauffangstation und statteten Abends den Bars des Obreros (das Ausgehviertel in Puyo) einen Besuch ab. Als Erholungstrip konnte man unseren Ausflug jedoch nicht bezeichnen, da gegenüber von unserem Hostel eine Festlichkeit stattfand, die gefühlt stündlich (auch Nachts) mit Feuerwerkskörpern auf sich aufmerksam machte. Alles in allem sehr unterhaltsam.

Während dieses Wochenendes drangen sogar die Wahlergebnisse aus Deutschland bis in ecuadorianische Provinzzeitungen vor: Eine “partido ultraderecha“ (weit rechts Partei) wäre drittstärkste Kraft geworden. Die Begeisterung über die politischen Vorgänge in unserer Heimat hielt sich in Grenzen.

 

So, nun genug der Neuigkeiten. Der nächste Blogeintrag wird sich detaillierter um meine Schule, die Geschichte der Bildung der Shuar Gemeinde und die Zukunft dieser drehen. Bis dahin, Glück auf