Der Dschungelalltag stellt sich ein

Seit nun zwei Wochen verbringe ich meine Zeit in der Fundación Selvavida, im ecuadorianischen Regenwald. Währenddessen habe ich nicht viel von mir hören lassen, unter anderem aufgrund des Internetmangels, doch dies gedenke ich nun nachzuholen.

Unsere - Majas und meine - Hauptaufgabe ist es, die Englischlehrer in den ortsansässigen Schulen unter der Woche zu unterstützen. Während Maja ihren Dienst an einer Schule für eher jüngere Kinder verrichtet, steige ich erst nach 35 Minuten aus dem Bus aus und assistiere den drei Englischlehrern am College in der Gemeinde in Macuma. Die Arbeit an der Schule macht mir großen Spaß, da die Schüler der achten bis zur 13. Klasse überwiegend aufmerksam und entgegenkommend sind, trotz praktisch kaum vorhandener Grundkenntnisse der englischen Sprache. Dabei ist jedoch zu beruecksichtigen, dass die Kinder der indigenen Shuar Gemeinde bereits zweisprachig aufwachsen (Spanisch und Shuar) und auch das Englischlehrpersonal die englische Sprache nicht wirklich beherrscht. So stehen die Lehrer vor einer großen Aufgabe und lassen spüren, dass sie dankbar fuer jede Unterstützung von außerhalb sind. Zweifelslos ein merkwürdiges Gefühl, da ich ja selber weder eine Lehrausbildung habe, noch des englischen Muttersprachler bin.

All die mindernden Umstände (keine Schulbücher, teilweise schlechte Fachkenntnisse) hindert die mir bekannten Lehrer jedoch nicht voller Engagement vor die Klassen zu treten.Es kommt es mir vor, dass Schulbildung hier vor Ort eher als Privileg und nicht als Pflicht empfunden wird.Davon unabhängig wurde ich auch nach wenigen Tagen des Unterrichts - zu meinem 19. Geburtstag - von den Schülern mit Lebensmitteln aus dem eigenen Anbau beschenkt, eine wirklich sehr nette Geste.

In der schulfreien Zeit besteht dann meist die Möglichkeit in der Fundación Selvavida, unserem derzeitigen Wohnort, bei anfallenden Arbeiten mitzuwirken. Dabei kann es sich beispielsweise um das     Wasserholen aus dem nahegelegenem Fluss, dem Unkraut jäten auf den Feldern oder dem Erbauen von neuen Unterbringungen handeln (dazu spaeter mehr). Sicherlich ist die Arbeit körperlich nicht immer einfach, macht jedoch trotzdem viel Spass.

Das "Selvavida" (=Dschungelleben) hielt auch in den ersten beiden Wochen immer wieder Überraschungen für uns bereit. Eine tägliche Überraschung ist zum Beispiel die Ankunftszeit des Busses. Doch im Gegensatz zu der Verärgerung, die bei kurzzeitigen Verspätungen in Deutschland schnell aufkommen kann, wird die extra Wartezeit hier überwiegend gelassen hingenommen. Generell ist den Busfahrern grosser Respekt zu zollen, da die nicht-asphaltierten Strassen im Dschungel schon den Fahrern normaler PKWs einiges abverlangen können.

Weitere, eher unwillkommene Überraschungen können sich in Kleidungsstücken oder alternativ im Waeschekorb befinden. So wurde meine Mitfreiwillige Maja bereits am ersten Tag von einer Tarantel im Ärmel ihrer Jacke begrüßt, während ich beim Waschen der Wäsche aus Versehen beinahe einen Skorpion strteichelte. Glücklicherweise gingen beide Begegnungen ohne Biss/ Stich aus.

In den ersten beiden Wochen gab es außerdem allen Anlass zu Feiern. So konnten Maja, ich und mehrere Kurzzeitfreiwillige (Freiwillige, die bis zu drei Monate in einem Projekt bleiben) aus Frankreich, Spanien und den USA an einer Fiesta zu Ehren eines Schülers teilnehmen, der durch seinen Schulabschluss einen Universitätszugang erlangt hat. Ausserdem wurde bei einer anderen Fiesta der Abschied von Lisa, Majas Vorgängerin, die auch ein Jahr in der Fundación verbracht hat, gefeiert. So werden zu Beginn einer Fiesta in einer Comunidad (vorzustellen wie eine Dorfgemeinschaft) Reden - meist auf Shuar - gehalten und köstliches Essen serviert, während später das traditionelle Bier "Chicha" der Shuar geteilt und das Tanzbein geschwungen wird. 

Kleinere Festmähler und Delikatessen werden auch in der Familie zu besonderen Anlässen zu sich genommen. Der kulinarischen Vielfalt der Shuarküche werde ich jedoch einen eigenen Blogeintrag widmen, weitere Ausführungen würden hier den Rahmen Sprengen. Gesagt sei jedoch, dass getröstet und gelsalzene Ameisen, ebensogut wie Wespenlarven schmecken und entfernt sogar an Popcorn erinnern koennen...

An den Wochenenden oder in unserer sonstigen Freizeit vertreibt man sich dann die Zeit mit Kartenspielen mit den anderen Kurzzeitfreiwilligen, angeln im angrenzenden Fluss oder besuchen von größeren Städten im Umkreis (ab 2 Stunden Busfahrt zu erreichen). So wurde das letzte Wochenende in der nächstgrößeren Stadt Macas verbracht, kommendes Wochenende wollen Maja und ich uns mit zwei anderen Freiwilligen von unserer Organisation KulturLife in Puyo treffen.

Weitere Blogeinträge folgen bald. :)

Domestizierter Affe
Domestizierter Affe